Ayurvedisch durch den Spätherbst - Balance in der Vata-Zeit

Der November bringt einen besonderen Zauber, aber auch Herausforderungen. Die Natur rollt den Teppich aus für Vata – diese feine, subtile, kreative und ruhelose Energie, die sich in Kälte, Trockenheit und Wind manifestiert. Sie tanzt um uns, im Rascheln des Laubs, im durchsichtigen Morgenlicht, im zunehmenden Rückzug der Natur – und, ob wir wollen oder nicht: auch in uns.

Frau im Herbst @KI generiert

Manchmal spüren wir es sofort:

  • Trockene Haut, spröde Lippen, gereizte Augen.
  • Ein Ziehen im Nacken, die Gelenke knacken ungewohnt.
  • Gedanken werden flatterhaft, der Schlaf unruhig, die Konzentration schwankt.
  • Ein leiser Hunger nach Wärme, Nähe, Geborgenheit wächst – während draußen die Kälte spürbarer wird.

Für Vata-Typen (oder alle, die gerade viel Luft & Äther spüren) ist der Spätherbst eine Zeit, in der die eigenen „Wind-Mühlen“ zu schnell drehen können. Aber auch Pitta- und Kapha-Typen profitieren von ayurvedischer Balance – denn wir alle tragen jedes Dosha in uns.

Die Herausforderung: Trockenheit auf allen Ebenen

Ob in Mexiko, wo die Trockenzeit beginnt, oder Europa mit seinen nebligen Tagen: Die Luft wird trockener, der Körper verlangt nach Halt. Die Symptome sind oft deutlich:

  • Rissige, trockene Haut
  • Schuppige Kopfhaut, spannende Lippen
  • Augen brennen oder tränen
  • Verdauung langsamer, Blähungen oder Verstopfung
  • Konzentrationsprobleme, innere Unruhe, Schwankungen der Stimmung
  • Schlaf wird leichter, unterbrochener
  • Eher frieren, vor allem kalte Hände und Füße

Das sind natürliche Reaktionen auf das Mehr an Vata. Aber: Wir können lernen, das „Zuviel“ sanft auszugleichen – mit Ayurveda, Yoga und Selbstfürsorge.

Ayurveda gegen Vata-Dysbalance: Wärme, Struktur & Liebe

1. Ernährung: Erdend, warm & ölig:

  • Gekochte, warme Mahlzeiten wie Suppen und Currys mit Wurzelgemüse, Kürbis, Linsen oder Porridge mit in Ghee angeröstetem Obst mit Zimt 
  • Im Ofen gebackenes Gemüse, wie Süßkartoffeln mit Ghee und Zimt, Avocado oder Humus 
  • Hochwertige Öle bzw. ölige Speisen: Gerichte mit Ghee, kaltgepresstem Sesamöl oder Mandelöl
  • Nüsse und Samen als Snack oder im Brei
  • Wärmende Gewürze: Ingwer, Zimt, Kardamom, Kreuzkümmel, Kurkuma – zum Würzen von Speisen oder als Tee
  • Warmer Kakao mit etwas Ghee … alles, was dich von innen schmeichelt
  • Lieber langsam essen, regelmäßig und achtsam genießen
  • Feuchte Speisen: Suppen, Eintöpfe, Currys, Saucen, Kompotte - wenig Rohkost, Salate, Knäckebrot, Reis,- Mais- oder Dinkelwaffeln (sie erhöhen die Trockenheit im Körper)
  • Feuchtigkeitsschaffende Lebensmittel: Süßkartoffeln, Zucchini, Auberginen und eingeweichte Trockenfrüchte
  • Viel warmes Wasser oder Kräutertee – gerne mit Fenchel, Süßholz oder Zimt
  • Die Geschmacksrichtungen süß, salzig und sauer besänftigen und reduzieren das Vata-Dosha, z.B. gekochte Datteln, Oliven, eingelegtes Gemüse
  • Regelmäßige Mahlzeiten, möglichst immer zur gleichen Zeit, langsam und in Ruhe essen.

2. Ölmassage - Abhyanga-Selbstölmassage: Deine tägliche Umarmung

  • Morgens oder abends Sesamöl (leicht erwärmt) auf dem ganzen Körper verteilen
  • Haut, Nerven und Gelenke lieben die sanfte Berührung
  • Danach warm duschen – gibt ein Gefühl von Heimat im eigenen Körper


Anleitung: 

  • Erwärme etwas Sesam- oder Mandelöl
  • Massiere großzügig deinen gesamten Körper in streichenden und kreisenden Bewegungen, besonders Beine, Arme und Gelenke => hier ein kleines Video von mir dazu ;-)
  • Lass das Öl für mind. 15 Minuten einziehen, danach warm duschen


Extras: 

  • Kopfhaut ebenfalls ölen und massieren vor dem Waschen, z.B. mit Kokosöl gegen Juckreiz
  • Nasya mit Sesamöl für die Nasenschleimhäute; 
  • Abends Fußmassage mit warmem Ghee oder Sesamöl 

3. Yoga & Bewegung: Sanftes Erden statt Power

  • Sanfte, ruhige Vinyasa-Flows mit langsam fließender Bewegungsausführung, 
  • sanfte Dehnungen, 
  • bewusstes Atmen
  • Standhaltungen wie Tadasana (Baum), Virabhadrasana I-III (Krieger) geben Stabilität bei innerer Unruhe
  • Restorative Yoga und Yin Yoga, lange Haltezeiten in Balasana (Kind)
  • Savasana mit warmen Untergrund und warmer Decke in Verbindung mit Bodyscan
  • Apanasana und Viparita Karani (halber Schulterstund) zum Ausgleich von zuviel Luft und Unruhe im Verdauungssystem und Beruhigung des Geistes
  • Atemübungen wie Nadi Shodhana (Wechselatmung), Brahmari (summendes Ausatmen) und verlängertes Ausatmen klären und beruhigen den Geist und das Gesamtsystem
  • Erdende, beruhigende Meditationen: Visualisiere Wurzeln oder Wasser wie einen ruhig dahinfließenden Fluß, Standfestigkeit, Stabilität
  • Ruhige Spaziergänge und kurze Gehmeditation in wärmender Kleidung

Yoga ist Bestandteil und eine Behandlungsmethode im Ayurveda!

4. Feste Routinen & Tagesstruktur:

  • Immer zur ähnlichen Zeit essen, schlafen, aufstehen
  • Kleine Rituale für Körper & Seele: Morgenseiten schreiben, Tagebuch, Affirmationen, Tee- oder Kakaozeremonie, liebevolle Selbstgespräche
  • Den Tag langsam beenden, digitale Geräte früher weglegen
  • Meditation oder Musik als Abendritual

5. Extra-Selbstfürsorge in der Trockenzeit:

  • Nasya mit Sesamöl: Morgens und bei Trockenheit 1-2 Tropfen in jedes Nasenloch, sanft einmassieren und Schleimhäute befeuchten
  • Warme Bäder mit Lavendel, Rose oder Kamille
  • Warme Fußbäder am Abend mit Lavendel oder Epsom-Salz
  • Liebevolle Abende am Kamin oder wärmende Auszeit in der Sauna
  • Seelennahrung: Eigene Räume für Kreativität, Singen, Malen, Zeit mit Herzensmenschen, Spaziergänge in der Natur
  • Weiche, wärmende Kleidung: ein warmer Schal, weiche Socken, Lieblingspulli für Geborgenheit 


All das ist auch Ayurveda.

Inspiration aus der mexikanischen Trockenzeit

Extra-Tipp für trockene, wüstenartige Klimazonen: 

  • Häufig Luft befeuchten: Verdampfer, Schüssel mit Wasser aufstellen
  • Pflanzen mit hohem Kapha-Anteil in allen Räumen, wie z.B. Aloe Vera, Monstera, Bananenstaude, Kakteen
  • Hautpflege mit extra reichhaltigen Ölen
  • Intensive Hydratation mit: Wasser, Kokoswasser oder Kräutertee (z.B. Kamillen- oder Fencheltee, Nussmilch, natriumarme Gemüsebrühe, Früchten (insbesondere Melonen, Beeren, Zitrusfrüchte, Bananen, Weintrauben, Ananas) und Gemüse (insbesondere Kopfsalat, Spinat, Gurken, Sellerie, Zucchini, Tomaten).
  • Sonnenschutz, Kopf bedecken, Pausen in Schatten suchen – auch das schützt Vata-Typen vor übermäßiger Trockenheit

Herzensimpuls zum Abschluss

Ayurveda erinnert uns: Gegensätze gleichen aus. Die größte Medizin ist nicht Perfektion, sondern Fürsorge, Liebe und gemeinsamer Austausch. Spätherbst, Trockenheit und Vata fordern uns auf, noch freundlicher zu uns selbst zu sein – im Außen und im Innen.

Welche kleinen Rituale nähren dich gerade?
Vielleicht ist es der Tee oder Kakao am Morgen, das bewusste Atmen und sich Spüren, ein warmer Händedruck, eine lange, liebevolle Umarmung, ein mit Liebe selbstgekochtes, wärmendes Essen mit geliebten Menschen.
Lass dich in dieser Zeit von der Weisheit des Ayurveda tragen – von Innen nach Außen.


Und wenn du rausfinden möchtest, ob dein Vata aktuell in Balance oder erhöht ist, dann mach gern meinen Tridosha-Test zur ersten Orientierung.


Hast du Fragen oder möchtest du eine Beratung, hast du Interesse in den Ayurveda tiefer einzusteigen oder sogar Ayurveda Therapeutin zu werden, dann schreibe mir gern und lass uns via Zoom persönlich kennenlernen! 


Mit Herz, Wärme & Inspiration
Friederike
yocoveda® Akademie